“Hessen gibt Familien Zukunft” – Die hessische Staatssekretärin Petra Müller-Klepper zu Gast in Lorsch

Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft bemesse sich nicht nur an wirtschaftlichen Faktoren, sondern vor allem an der Zahl ihrer Kinderwagen. In Lorsch plädierte Petra Müller-Klepper (CDU) für eine moderne Familienpolitik auf der Basis traditioneller Werte.

Die Staatssekretärin im hessischen Sozialministerium möchte durch flexible Betreuungsmöglichkeiten und bedarfsgerechte Fördermaßnahmen auch die Entscheidung über den Kinderwunsch positiv beeinflussen. Familienpolitik bleibe auch weiterhin ein Schwerpunkt der Landesregierung.

Familienfreundlichkeit als Trend
Die Vertreterin des hessischen Ministeriums für Arbeit, Familie und Gesundheit referierte im Alten Rathaus nicht nur über Kitas, Tagesmütter und Alleinerziehende. Letzten Endes gehe es darum, das Thema Familienfreundlichkeit aktiv in die Gesellschaft zu transplantieren und daraus einen Trend zu machen. Erste Erfolge seien durchaus schon erkennbar – etwa bei den individuellen Betreuungsangeboten, mit denen viele hessische Unternehmen berufstätigen Eltern den Spagat zwischen Job und Kinderzimmer leichter machen. Auch der daheimgebliebene Vater sei heute kein spöttisch beäugter Exot mehr.
Als zentrales Element neben abgestimmten politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen will die Mutter eines Kindes und Landeschefin der Frauen-Union eine Werteorientierung reaktivieren, die zu einer anderen Wahrnehmung führe: “Wir müssen Kinder wieder als Geschenk Gottes und als positives Lebensgefühl begreifen”, hofft sie auf einen gesellschaftlichen Klimawechsel, in dem letztlich auch die Bereitschaft zur Vermehrung wieder aufkeimt.

Für mehr Chancengleichheit
In Lorsch gastierte die Staatssekretärin auf Einladung der CDU Bergstraße. Für den Stadtverband begrüßte die Vorsitzende und stellvertretende Fraktionschefin Christiane Ludwig-Paul die Gäste im Nibelungensaal. Nachdem Petra Müller-Klepper mehr Chancengleichheit in Erziehungsfragen, den Ausbau maßgeschneiderter wie qualitativ hochwertiger Betreuungsangebote und die Anerkennung individueller Lebensmodelle eingefordert hatte, brach Erster Kreisbeigeordneter Thomas Metz die hessische Familienpolitik auf regionale Dimensionen herunter.

Viel Geld, das gut angelegt ist
Seit 2008 gibt es das Programm “Familienfreundlicher Kreis Bergstraße”. Inzwischen sind alle Städte und Gemeinden eingebunden. Im kommenden Jahr wird der Kreis rund 600 000 Euro alleine für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern ausgeben. Das sei viel, aber gut investiertes Geld, so Metz.
Der Bereich Kinderbetreuung entspreche den Finanzierungsschwerpunkten im Kreisgebiet. Von den 48 Grundschulen im Kreisgebiet haben inzwischen 30 eine jeweils passgenaue Form der Betreuung. In den nächsten fünf Jahren werde nach Bedarf nachgerüstet.
Auch die Integration von Kindern mit Handicap müsse ausgebaut werden. Aktuell wird die Betreuung von 246 Kindern über drei Jahren finanziert, dazu kommen zehn unter Dreijährige.
Die 700 Kinder, die heute im Kreisgebiet von Tagesmüttern betreut werden, werden im kommenden Jahr voraussichtlich auf 1000 anwachsen. Thomas Metz stellte die Arbeit der Fördervereine vor Ort heraus. “Ohne die ginge es nicht.”

Integrationsplätze
Wolfgang Schneider und Ute Sturm aus dem Vorstand der Schülerbetreuung an der Lorscher Wingertsbergschule informierten über das Angebot an der größten Bergsträßer Grundschule. Nach dem Startschuss in 2000 nutzen heute 145 Kinder die qualifizierte Betreuung in altersgemischten Gruppen. Der Stadtverordnetenvorsteher und Lorscher Bürgermeisterkandidat Christian Schönung skizzierte die Situation in der Karolingerstadt: Unter den insgesamt 460 Kindergartenplätzen sind zehn Integrationsplätze für junge Menschen mit sonderpädagogischem Bedarf. Der städtische Zuschuss beträgt jährlich etwa 1,6 Millionen Euro, während der Elternanteil mit rund 13 Prozent relativ niedrig bemessen ist.
Die Lorscher CDU will die Kindergartenzeiten in beide Richtungen leicht erweitern: Schönung befürwortet jeweils eine halbe Stunde plus – und zwar vor und nach den bisher gültigen Betreuungszeiten. Das Thema wurde gestern im Rahmen der Haushaltsberatung von den Stadtverordneten diskutiert.

Quelle: Bergsträßer Anzeiger, 24. November 2010 , Thomas Tritsch